Warum die Deutschen ein Technologie-Volk werden sollten

Gestern war ich auf einer Bürgerversammlung hier in meinem schönen Stadtteil. Da wurde über vieles gesprochen, auch darüber wie teuer alles geworden ist und dass die Stadt sparen muss. Nürnberg, meine Heimatstadt, verzeichnet die höchsten Einnahmen jemals. Aber auch die höchsten Ausagaben, jemals. Das kann man hier schön nachlesen: Der Haushalt der Stadt Nürnberg als interaktive Onlineversion. Auffällig der Tenor, es fällt schwer den stetig wachsenden Aufgaben und Wünschen nachzukommen weil das Geld feht, oder sich für entsprechende Tätigkeiten keine Bewerber melden (z.B. Stadtreinigung, Erhaltung von Denkmälern, Verwaltung, Bau, Instandhaltung, Bewässerung von Bäumen…).

Weiterhin diese Woche ein schönes Interview im Deutschlandfunk, in dem eine Kommunalpolitikerin das milliardenschwere Schuldenpaket (Sondervermögen für Infrastruktur) lobt, und sogleich sagt, dass das nie reichen wird die Ausgaben zu decken. Zumindest nicht nachhaltig. Es wurde gejammert, dass das Geld vorn und hinten nicht reicht und mehr gebraucht wird.

Die Bundeswehr tut sich schwer die Reihen zu füllen, weil zu wenige Leute Soldat/Soldatin werden wollen, da wird ihnen der Geldsegen nicht viel nutzen. Auch hier viel Ratlosigkeit und Prinzip „Hoffnung (wir hoffen es melden sich genug Freiwillige wie in Schweden)“.

Warum ist es hierzulande normal geworden, einen Mangelzustand an Personal oder Geld, um damit Leute zu bezahlen, die die notwendigen Arbeiten machen, reflexartig mit dem Ruf nach mehr Geld zu beantworten? Wir brauchen mehr Geld, sonst wird das alles nichts.

Gleichzeitig auffällig, unsere zunehmende Abhängigkeit von Technologien die in den USA oder Asien entwickelt wird. Software, Cloud Computing, AI, Batterietechnik, Drohnen, humanoide Roboter, Raumfahrt, Quantencomputer. um ein paar Beispiele zu nennen. Und dass, obwohl wir hervorragende Forschungsergebnisse haben, die Teils in der Welt führend sind. Die kommerziellen Technologien macht aber jemand anderes.

Man könnte glauben die Deutschen sind technophob geworden. Man trifft immer mehr Leute die schon fast Angst haben vor neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz. Der Reflex hier: Bedenken äußern statt Chancen wittern. Deutschland galt einmal als das Land der Dichter, Denker und Ingenieure. Scheinbar haben wir das chancen-orientierte Denken und das Kommerzialisieren von neuer Technologie aber verlernt.

Es wird Zeit das sich das ändert und wir wieder zurück finden zu den Stärken, die uns auszeichnen sollten. Der erste Reflex sollte sein: Wir brauchen eine Technologie und Produkte, die das Problem lösen, anstelle von „wir brauchen mehr Geld und Leute, die das machen“.

Mein Wunsch wäre, dass wenn deutsche Städte nicht mehr hinterherkommen, die Städte sauber zu halten, wir reflexartig Drohnen oder Roboter entwickeln, die das autonom erledigen. Wo sind die Haushaltsroboter die automatisiert Wäsche waschen und in den Schrank bringen? Wo sind die humanoiden Robotersoldaten, die unsere Freiheit sichern? Wo sind die telemedizinischen Softwaresysteme und medizinischen Geräte die es erlauben die meisten Krankheiten aus der Ferne und teilautomatisiert zuhause zu behandeln, um große Krankenhäuser zu entlasten? Wo sind die autonomen Maschinen die Gebäude bauen und sanieren? Wo sind die Großindustriellen Anlagen, um Meerwasser aus der Nordsee in Trinkwasser zu wandeln, um der Dürre im Land etwas entgegenzusetzen? Wo ist die Wasserstofftechnologie, die im Gasnetz verteilt Versorgungssicherheit neben dem Strom bietet? Und wo sind die Technologien die Städte wirklich emissionsfrei machen, Rohöl-basiertes Plastik unnötig machen und nukleare Kraftwerke überflüssig? Computertechnologie, maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz und Robotik sind wie der Verbrennungsmotor, der vor gut 150 Jahren erfunden wurde. Nur ein Motor, der allen zugänglich ist. Wo sind all diejenigen, die das Auto um diesen Motor herum bauen wollen, um die praktische Anwendbarkeit in hochwertige Produkte zu gießen, die jeder Mensch kaufen will?

Der Staat und die Regierung sollten sich dafür einsetzen, dass jeder in Deutschland, ob er nun grade fertig studiert hat oder mit seinen Ideen im eigenen Unternehmen nicht weiterkommt, JEDER sofort eine Firma gründen kann, wenn Sie glaubt eine gute Idee zu haben. Es sollte in der deutschen Kultur verankert sein, jedes Problem technologisch lösen zu wollen und dann sofort eine kommerzielle Nutzung der Technologie aufzubauen. Der Staat sollte, statt leistungslose Sozialausgaben zu fördern, eher Leute fördern die Lust und Ideen haben echte Probleme zu lösen. Hier gehören Hürden für Firmengründungen radikal abgebaut und die persönlichen Risiken für Gründer auf ein Minimum reduziert, sodass es wirklich jeder versuchen WILL.

Die Schulen sollten lehren, wie man aufmerksam Probleme identifizieren kann, die nach einer Lösung oder Verbesserung rufen und wie man dann kreativ und inkrementell über Feedback-Schleifen an Lösungen herankommt. Dort gehört die Kultur der Problemlöser und Entrepreneure verankert, mitsamt dem chancenorientiertem Denken. Denn wenn unsere Leute unsere Probleme mit neuen Technologien lösen, lassen sich diese Technologien prima in die ganze Welt verkaufen. Und DAS macht Menschen hierzulande reich und wohlhabend. Nachhaltig.

Wenn wir weiter eine Kultur pflegen, die breiten Wohlstand dadurch verspricht, das Geld der „Reichen“ und „Erfolgreichen“ an Ärmere umzuverteilen, dann wird es bald nichts mehr zum Umverteilen geben und ALLE WERDEN VERLIEREN. Zudem werden wir dann als Volk verlernt haben, wie man in der Welt erfolgreich neue Produkte und Technologien, Lösungen für große und kleine Probleme, entwickelt und verkauft. Wir werden von anderen Staaten abhängig sein wie Junkies (siehe Abhängigkeit von Microsoft, Amazon, Google und Apple schon heute).

Das sollten wir nicht zulassen und stattdessen wieder zu den Denkern und Ingenieuren werden, die wir sein könnten.

Die CDU proklamiert dieser Tage: Mehrarbeit soll sich lohnen, steuerfreie Überstunden und mehr Arbeiten als Rentner. WER WILL DAS? Kein Mensch! Niemand will arbeiten müssen. Aber wenn ich die Chance sehe, durch eine neue Technologie ggf. einen Welt-Blockbuster-Problemlöser aufzubauen, dann WILL ich arbeiten. Aber nicht, weil die paar Stunden steuerfrei sind, sondern weil ich finanziell FREI werden könnte und dabei noch die Welt ein Stück besser mache. Und alle Leute die mir helfen mit mir. Rente mit 50 und eine 24-Stunden-Woche, das stelle ich mir vor – für alle Menschen. Das geht aber nur wenn vorher hart gearbeitet wurde, um ein Produkt zu erschaffen das echte Probleme löst und dann auch gern gekauft wird. Daher MUSS dieses Ziel im Vordergrund stehen.

Und wir wissen alle, nur ein Bruchteil der Versuche wird gelingen, Startups haben eine hohe Quote des Scheiterns. Aber auch hier, wenn wir eine Kultur der Chancen hätten, würde der Staat die negativen Effekte eines Scheiterns mit abfangen (z.B. durch Risiko-Versicherungen) und die Menschen das nur als Lernerfolg verbuchen, um gleich den nächsten Versuch zu starten. Im Moment ist unsere Kultur aber eher genau das Gegenteil. Leute, die etwas Riskantes versuchen wollen, werden eher belächelt und man fragt „warum tust du dir das an, ist doch den Stress nicht wert!?“. Stabilität und Bequemlichkeit sind wichtiger geworden als Abenteuerlust und Risikobereitschaft. Bedenken sind präsenter als Chancen. Unsere Medien tragen da auch ihren Teil dazu bei, die vor allem immer nur auf die Fehler und Defizite hinweisen und so negatives, risiko-averses Verhalten fördern. Auch ein Punkt der sich ändern muss!

Es wird Zeit mehr zu tun und die Wende hin zu eine Technologie- und Chancen-Kultur zu wagen. Daher meine Forderung an unsere neue Regierung: Schreibt DAS bitte mal in eueren Koalitionsvertrag!

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